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title: 'Christian Morgenstern “verkehrte Welt”'
date: 2017-11-27T16:52:49
tags:
- 'german'
- 'words'
- 'poetry'
- 'nonsense'
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Dunkel wars der Mond schien helle, Schnee bedeckt die grüne Flur als
ein Auto blitzeschnelle, langsam um die Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute, schweigend ins Gespräch vertieft, als ein
totgeschossner Hase, auf der Sandbank Schlittschuh lief.
Und der Wagen fuhr im Trabe, rückwärts einen Berg hinauf. Droben zog ein
alter Rabe grade eine Turmuhr auf.
Ringsumher herrscht tiefes schweigen und mit fürchterlichem Krach,
spielen in des Grases Zweigen zwei Kamele lautlos Schach.
Und auf einer roten Parkbank, die blau angestrichen war, saß ein
blondgelockter Jüngling mit kohlrabenschwarzem Haar.
Neben ihm ne alte Schrulle, zählte kaum erst 16 Jahr, In der Hand ne
Butterstulle, die mit Schmalz bestrichen war.
Droben auf dem Apfelbaume, der sehr süße Birnen trug, hing des Frühlings
letzte Pflaume und an Nüssen noch genug.
Von der regennassen Straße wirbelte der Staub empor und der Junge bei
der Hitze mächtig an den Ohren fror.
Beide Hände in den Taschen hielt er sich die Augen zu. Denn er konnte
nicht ertragen, wie nach Veilchen roch die Kuh.
Holder Engel, süßer Bengel, furchtbar liebes Trampeltier. Du hast Augen
wie Sardellen, alle Ochsen gleichen Dir.
Und zwei Fische liefen munter, durch das Blaue Kornfeld hin. Endlich
ging die Sonne unter und der graue Tag erschien.
Und das alles dichtet Goethe Als er in der Morgenröte Liegend auf dem
Nachttopf saß Und dabei die Zeitung las.